Die Geschichte Brasiliens
1800−1900


1807 — Die port. Königsfamilie flieht nach Brasilien

Mit den erfolgreichen Eroberungszügen Napoleons in Europa geriet auch Portugal zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Bedrängnis. Als die französischen Truppen auf Lissabon marschierten, entschied sich der portugiesische Prinz mit seiner Mutter und dem Rest der königlichen Familie nach Brasilien auszuweichen. Am 27. November 1807 brach die Flotte aus insgesamt 36 Schiffen nach Brasilien auf, keine 18 Stunden bevor die Franzosen Lissabon erreichten. Mit an Bord waren der gesamte Hofstaat und weitere Adlige, insgesamt rund 16000 Personen sowie rund 80% des in Portugal im Umlauf befindlichen Geldes. Den Portugiesen war es gelungen diese groß angelegte Flucht zu planen und vorzubereiten, ohne das die Franzosen oder Spanier es im Vorfeld bemerkten oder auch nur Verdacht schöpften. Unter dem Geleitschutz britischer Kriegsschiffe erreichte die Flotte am 22. Januar 1808 sicher Salvador, bevor sich die königliche Familie 2 Monate später in Rio de Janeiro niederließ. Mit dem Tod seiner demenzkranken Mutter 1816 wurde der Prinz zum König Dom João VI. gekrönt.


1822 — Erklärung der Unabhängigkeit

Schon vor 1822 hatte es in Brasilien Unabhängigkeitsbestrebungen gegeben, die viele Menschenleben kosteten und von denen die Bekannteste ist. Nach der Rückkehr von König Dom João VI war den Portugiesen in ihrem Bestreben der Rekolonialisierung der Verbleib von Prinz Dom Pedro in Brasilien ein Dorn im Auge. In einem Brief an den Prinzen im Januar 1822 forderte der portugiesische Hof seine Rückkehr, die dieser im Interesse des Wohls der gesamten Nation ablehnte.

In den folgenden Wochen und Monaten berief er in Vorbereitung der Unabhängigkeit eine konstitutionelle Versammlung ein, formierte eine Kriegsmarine und verfügte die Rückkehr der portugiesischen Truppen nach Europa. Außerdem setzte er durch, daß kein Gesetz in Portugal ohne seine Zustimmung erlassen werden konnte. Auf einer Reise von Santos nach São Paulo erreichte ihn am 7. September 1822 ein weiterer Brief aus Portugal, der die Auflösung der konstitutionellen Versammlung verfügte und erneut seine Rückkehr nach Portugal forderte. Der Legende nach erhob er daraufhin sein Schwert mit dem Ausruf “Independência ou Morte” − “Unabhängigkeit oder Tod” und deklarierte damit die Unabhängigkeit Brasiliens und sich selbst zum Kaiser.

Die USA und Mexiko erkannten als erste Länder die Unabhängigkeit an. Trotz des geschichtlich einschneidenden Ereignisses änderte sich für den Großteil der brasilianischen Bevölkerung nichts, die Strukturen in der Landwirtschaft hatten ebenso Bestand wie die Sklaverei und die ungerechte Kapitalverteilung.


1835 — Die Cabanagem Revolte

Im Jahr 1835 brach in der Provinz unter Führung von Pater Baptista de Campos und mit dem Ziel der Abspaltung und Unabhängigkeit der so genannte Cabanagem Aufstand aus. Die Rebellen, hauptsächlich Bauern, besetzten sie Landeshauptstadt Belém und töteten den Armeechef sowie den Präsidenten der Provinz. Nach rund einem Jahr lang kam es zu Uneinigkeiten in der Führung der Rebellen und die Stadt wurde in einer groß angelegten Offensive der Regierungstruppen zurückerobert. Die Aufständischen flüchteten in den Urwald und leisteten von dort aus weiterhin Widerstand. Insgesamt wurden bei den Auseinandersetzungen zwischen 1835 und 1840 ca. 30000 Menschen, also rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Staates, getötet.


1840 — Dom Pedro II wird Kaiser

Pedro war 5 Jahre alt, als sein Vater seines Amtes enthoben wurde und abdanken musste. Die folgenden 9 Jahre waren aufgrund einer fehlenden zentralen Regierung vor allem durch Unruhen und Aufstände geprägt. 1840 im Alter von 14 Jahren bestieg Dom Pedro II den Thron und übernahm die Regierungsgeschäfte.

In der ersten Phase seiner Regentschaft lag der Schwerpunkt seiner Politik auf der Befriedung des Brasilianischen Imperiums und der Bekämpfung der zahlreichen Aufstände und Revolten im ganzen Land. Außerdem führte er eine konstitutionelle Monarchie mit einem Ministerrate als exekutive Gewalt ein, behielt sich allerdings als Kaiser ein Auflösungsrecht vor.

Im Anschluß daran lenkte er das Hauptaugenmerk auf die wirtschaftliche Entwicklung und förderte die Gründung von Industrie− und Handelsunternehmen sowie Versicherungen und Banken. In diese Phase fällt auch der Krieg gegen die Diktatur Paraguays 1864−1870 an der Seite von Argentinien und Uruguay.

Die dritte und letzte Phase seiner Regierung war vor allem durch Krisen gezeichnet. Die Zeit der Monarchien ging ihrem Ende entgegen und die Zahl der Anhänger und Befürworter einer Republik nahm ständig zu. Des Weiteren kam es zunehmend zu Uneinigkeiten zwischen der Regierung und dem Militär. Als ab 1887 seine Zuckerkrankheit und andere gesundheitliche Probleme zunahmen zog er sich langsam von der Macht zurück. Er wandte sich der mehr der Kultur zu und unternahm mehrere Reisen unter anderem nach Nordamerika, Europa, Russland. 1889 versuchte er noch die Bewegung der Republikanhänger zu stoppen wurde jedoch vom Militärs des Landes verwiesen und starb 1891 in Paris.


1888 — Abschaffung der Sklaverei

Die Abschaffung der Sklaverei 1888 war der Endpunkt einer schrittweisen Entwicklung, die nach und nach das Leben der Sklaven in Brasilien erleichterte. 1850 wurde der Handel mit Sklaven per Gesetz verboten (Lei Eusébio de Queirós) und 1854 unter Strafe gestellt (Lei Nabuco de Araújo). In dem 1871 vom Kongress verabschiedeten “Lei do ventre livre” (Gesetz des freien Mutterleibes), wurde festgelegt, daß Kinder von Sklavinnen von Geburt an frei waren. In dem 1885 erlassenen Gesetz (Lei dos Sexagenários) wurde bestimmt, daß Sklaven im Alter von 60 Jahren die Freiheit erlangten. Während sich der Kaiser Dom Pedro II in Mailand aufhielt und aufgrund einer Rippenfellentzündung dort behandelt werden mußte, unterzeichnete Prinzessin Isabel 1888 in seiner Abwesenheit das Gesetz zur Abschaffung der Sklaverei (Lei áurea).


1889 — Ausrufung der Republik

Nach der Abschaffung der Sklaverei forderte die Agrar−Elite eine entsprechende Entschädigung. Als die vom Kaiser verweigert wurde schlossen sich die Großgrundbesitzer der Republikbewegung an und das Imperium verlor seine letzte Stütze im Kampf um die Erhaltung der Monarchie. Das Kommen der Republik war unausweichlich geworden.

Am 15. November 1889 wurde der Kaiser ohne Widerstand von einem Aufmarsch des Militärs unter Marschall Deodoro da Fonseca gestürzt und der Kaiser und seine Familie ins Exil verwiesen. Die Republik wurde ausgerufen und Fonseca setzte sich an die Spitze einer provisorischen übergangsregierung. Noch am selben Tag erklärte Rui Barbosa in einem ersten Dekret die föderative Republik als Staatsform und die ehemaligen Provinzen schlossen sich zu den Vereinigten Staaten von Brasilien zusammen. Die 19 Gründungsstaaten waren somit Alagoas, Amazonas, Bahia, Ceará, Espírito Santo, Goiás, Maranhão, Mato Grosso, Minas Gerais, Pará, Paraíba, Paraná, Pernambuco, Piauí, Rio de Janeiro, Rio Grande do Sul, Santa Catarina, São Paulo und Sergipe.

Bemerkenswert ist, daß der Übergang der Monarchie zur Republik praktisch ohne Beteiligung des Volkes stattfand und die Bevölkerung erst am folgenden Tag in der Zeitung über den Regimewechsel informiert wurde.


1896 — Der Canudos Aufstand

Ende des 19. Jahrhunderts war der Nordosten Brasilien ein sozialer Brennpunkt in dem hauptsächlich Dürren, Hunger und Gewalt den Tagesablauf bestimmten. Im November 1896 eskalierte schließlich der Konflikt in der Stadt Canudos, im Inland des Bundesstaates . António Vicente Mendes Maciel besser bekannt als António Conselheiro setzte sich an die Spitze einer fanatisch−religiös basierten Bewegung, die die neu gegründete Republik ablehnte und die Abschaffung der sozialen Unterschiede und der staatlichen Steuern zum Ziel hatte. Seine zahlreichen Anhänger hofften, daß er sie aus der Armut erlösen würde. Allerdings wurden die anfänglichen Ziele zunehmend als Vorwand für kriminelle Handlungen genutzt.

Die Regierung in Bahia sah sich außer Stande den Aufstand zu beenden und forderte deshalb die Unterstützung der gesamten Republik. Den rund 10000 Soldaten aus 17 brasilianischen Staaten gelang es jedoch erst im 4. Versuch Ende 1897 die Revolution niederzuschlagen und die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Insgesamt starben bei der Auseinandersetzung ca. 25000 Menschen, wobei während der Zerstörung von Canudos auch vor Alten, Frauen und Kindern nicht Halt gemacht wurde.



 

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