Die Geschichte Brasiliens
1900−Gegenwart

1930 — Getúlio Vargas wird Präsident

Getúlio Dornelles Vargas wurde am 19. April 1882 in Rio de Janeiro geboren und war 1930 an der Spitze der Revolution, welche die “Alte Republik” mit ihrer so genannten Milchkaffee-Politik beendete durch die “Neue Republik” ersetzte. Vom Militär eingesetzt war er 1930−1934 Chef einer provisorischen Übergangsregierung und wurde 1934 durch eine indirekte Wahl in seinem Amt bestätigt. Unter seiner Amtszeit wurden unter Anderem die Rechte der Arbeiter gestärkt und ein Mindestlohn eingeführt. Bis 1945 führte er, inspiriert von Mussolini und Salazar, das Land in einem quasi faschistischen Stil, stellte sich jedoch im 2. Weltkrieg auf die Seite der Alliierten. Der Beitritt zu den Alliierten, die für die Verteidigung der demokratischen Grundrechte eintraten, stand jedoch im Gegensatz zu seinem Führungsstil im eigenen Land, so daß seine Glaubwürdigkeit litt und er 1945 vom Militär seines Amtes wieder enthoben wurde. Allerdings blieb er beim Volk populär und wurde 1951 in einer demokratischen Wahl erneut zum Präsidenten gewählt. 1954 beging er mit einem Herzschuß Selbstmord, nachdem ein Komplott zur Tötung des unbequemen Journalisten Carlos Lacerda gescheitert war.

1956 — Kubitschek wird Präsident

1956 wurde Juscelino Kubitschek, der vormalige Regierungschef des Bundesstaates Minas Gerais, zum Präsidenten Brasiliens gewählt. Seinem ausgegebenen Ziel “50 Jahre Fortschritt in 5” folgend gelang ihm ein beachtenswerter Anstieg der Industrieproduktion. Unter seiner Regentschaft wurde unter anderem die neue (und aktuelle) Hauptstadt Brasília gebaut, die das Tor zur Entwicklung des weitgehend unerschlossenen Innlands Brasiliens aufstoßen sollte. Allerdings wurden diese Großprojekte nicht mit vorhandenem Kapital sondern mit großzügigen Krediten finanziert, so daß auch Kubitscheks Kritiker ihrem spöttischen “40 Jahre Inflation in 4” Recht behielten.

1964 — Militärdiktatur

Mit der Begründung einen kommunistischen Putsch verhindern zu wollen übernahm 1964 ein Militärregime in Brasilien die Macht. Neben Großprojekten, wie z.B. die versuchte Erschließung des Amazonasgebietes durch die Transamazônica, und dem Wirtschaftswunder der frühen Siebziger Jahre, die auf immenser Neuverschuldung basierten, war diese Epoche auch von der Aufhebung demokratischer Grundrechte und Zensur der Kunst und des Journalismus geprägt. Eine dringend notwendige Bodenreform wurde ebenfalls versäumt, so daß eine landesweite Flucht vom Land in die Städte einsetzte und die Elendsviertel (Favelas) vielerorts unkontrolliert im großen Stil wuchsen.

Aufgrund zunehmender Proteste kündigten die Militärmachthaber eine schrittweise Öffnung in Vorbereitung auf die Rückkehr zur Demokratie an. Im Zuge dieser Zugeständnisse wurde 1985 eine Präsidentenwahl abgehalten, die der zivile Kandidat Tancredo Neves überraschend gewann. Neves starb zwar an einer Herzattacke noch bevor er das Amt antreten konnte aber das Ende der Militärdiktatur war besiegelt.

1985 — Rückkehr zur Demokratie

Mit der Wahl von Tancredo Neves zum Präsidenten 1985 und dem Amtsantritt seines Stellvertreters José Sarney kehrte Brasilien zu einer demokratischen Staatsform zurück. Nach mehreren Währungswechseln und Inflationsproblemen wurde unter Itamar Franco mit dem Plano Real unter anderem die (aktuelle) stabile Währung Real eingeführt. Nach 3 gescheiterten Anläufen seit 1989 gewann Lula (Luíz Inácio da Silva) 2003 schließlich die Präsidentenwahlen und war danach für 2 Amtsperioden, also für 8 Jahre mit der Arbeiterpartei PT Regierungschef Brasiliens.
Da er laut brasilianischer Gesetzgebung nicht unmittelbar für eine dritte Amtszeit kandidieren konnte, empfahl er als Nachfolgerin seine Parteikollegin Dilma Rousseff, welche im Oktober 2010 die Präsidentschaftswahlen gewann und am 01.01.2011 als erste Präsidentin Brasiliens vereidigt wurde.